Leseprobe Auszug Kapitel 3
Sicher haben Sie vom Anstieg des Waffenhandels auf dem Schwarzmarkt gelesen. In Europa hat sich die Anzahl solcher Geschäfte seit Ausbruch des Ukraine Krieges vervielfacht. Wir waren froh, als wir hörten, dass Li Fangwei, der größte Waffenhändler der Welt, inzwischen in einem chinesischen Gefängnis einsitzen soll. Eine Herausforderung weniger. Aber die neuesten Meldungen, die wir von Europol erhielten, sind alarmierend. Sturmgewehre, die Deutschland lieferte oder einige der Heckler Koch SFP9-Pistolen landeten in Afrika, nicht wenige Kurzwaffen über Moldau oder Serbien in Osteuropa oder Frankreich. Andere Waffen, sogar das Javelin-Panzerabwehrsystem und Bodenluftraketen, werden im Darknet angeboten. Die Terrormilizen, die Mafia und die Algerier sind bestimmt erfreut über das reichhaltige Angebot. Unsere Mitarbeiterin informierte uns über eine Lieferung von Eisschränken in den Mittleren Westen, an eine Organisation, die unserer Regierung nicht gerade freundlich gegenübersteht. Solche, die Hakenkreuze auf ihren Oberarmen tätowiert haben. Wir konnten über einhundert Lang- und Kurzwaffen beschlagnahmen und die beiden Bosse der Organisation festnehmen. Ich dachte, nun wäre der Tag gekommen, um offiziell ermitteln zu können. Weit gefehlt. Ich bekam die Anweisung, alle Recherchen gegen die Handelsfirma einzustellen. Mein Chef muss also einen Anruf von ganz oben erhalten haben. Ich vermute aus Langley. Vielleicht sind die am Gewinn der Holding beteiligt. Der auf einem ihrer Geheimkonten landet. Wäre für mich keine wirkliche Überraschung. Ich zog aber unsere Agentin nicht ab, sie machte sogar Karriere, wurde vor drei Monaten zur 35 Willi Valdez und der Oligarch des Todes Muttergesellschaft auf die Bahamas versetzt mit doppeltem Gehalt. Hier hat sie sich Einblick in Unterlagen verschafft, die selbst mir den Atem verschlagen haben. Kurz- und Langwaffen sind nur die Spitze des Eisberges. Vor einigen Wochen wurde von einer saudischen Streife vor Idlib eine Patrouille der syrischen Regierungstruppen festgenommen. In deren Jeep fanden sich zwei Stinger. Keine aus den 80er-Jahren. Damals haben unsere Freunde von der CIA die Muhschaheddin mit diesen Bodenluftraketen ausgestattet. Zwar gelang es, einige russische Hubschrauber abzuschießen, aber etliche Raketen fielen in die Hände der Russen, die sich dadurch die Technologie aneignen konnten und später haben, die Taliban mit den eroberten Restbeständen unsere Truppen beschossen. Wer heute Verbündeter ist, kann morgen auf der anderen Seite stehen. Man sollte also sehr vorsichtig mit der Verteilung von Waffensystemen sein und vor allem langfristig denken. Sonst könnten sie sich als Danaergeschenke entpuppen. Die in Syrien sichergestellten Stinger stammen aus neuester Produktion, es handelt sich um die FIM-92 Stinger von einer unserer Rüstungsfirmen. Die Angaben zum Hersteller wurden weggefeilt, aber wir konnten sie dennoch identifizieren. Sie gehören zu den Tausenden, die wir den Ukrainern für ihre Luftverteidigung geschickt haben. Wir mussten dem Heimatschutzministerium mitteilen, dass Waffen im Wert von über neunhundert Millionen Dollar verschwunden sind. Die dortige Regierung hat die wohl kaum an einen russischen Verbündeten weitergeleitet. Obwohl, ausschließen würde ich heutzutage nichts, absolut nichts, es geht immerhin um Millionen von Dollar. Ich habe versucht, den Weg einiger Lieferungen nachzuverfolgen.