Hagen von Tronje ist Verwandter und Ratgeber der burgundischen Könige. Obwohl das Königshaus zum Christentum konvertierte, hält er an seinem Glauben und an der Treue zum Königshaus fest. Dank seiner klugen Politik steht das Reich in Blüte. Als Siegfried, der König von Xanten, König Gunther zum Duell fordert und wenig später die Sachsen und Dänen in Burgund einfallen, droht das Reich zerstört zu werden. Hagen scheut keine Intrige und schreckt auch vor Mord nicht zurück, um die Gefahren abzuwenden. Er hat Erfolg und kann sogar den Schatz der Nibelungen für Burgund sichern. Doch gegen seinen Rat folgen die Könige der Einladung ihrer Schwester Kriemhild ins Reich der Hunnen. Hagen vermutet hinter Kriemhilds Einladung eine Falle, um ihren Rachedurst zu stillen. Auf Gott Odin und seine engsten Kampfgefährten vertrauend, stellt er sich in Etzels Burg zu einer gnadenlosen Schlacht. Er ahnt nicht, dass die letzte Nacht mehr als Tod und Verderben bringen wird
Hagen von Tronje – Eine Mär von Untergang und Auferstehung
Details zum Buch
Hagen von Tronje – Eine Mär von Untergang und Auferstehung
Seiten: 103
Print & eBook
Ausgabe: 1. Auflage April 2021
Verlag: Independently published
ISBN 13: 979-8730794993
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Leseprobe
7. Szene Hagen und Volker vor dem Saaleingang.
Volker. Wie viele Schlachten haben wir geschlagen, wie viele Turniere gekämpft, aber ein solches Gefühl wie in diesen Stunden habe ich noch nie empfunden.
Hagen. Ich weiß, was du meinst. Dieses Gefühl, das sich alles dem Ende zuneigt, und zwar mehr als nur das eigene Leben.
Volker. Genau. Dieser Bruch des Gastrechts und der verwandtschaftlichen Bande zerstört alle Regel und Traditionen, nach denen wir gelebt haben. Du hast Siegfried getötet. Hätte Kriemhild einen Attentäter geschickt, um dich zu meucheln, ich hätte es verstehen können. Aber sie opfert ihr eigen Fleisch und Blut, ihren Sohn, ihre Brüder, tausende treue und unschuldige Burgunden, unzählige Hunnen, die mit der Fehde gar nichts zu schaffen haben, sie gefährdet den Bestand des Reiches, lässt ihre geliebte Mutter als gebrochene Frau zurück, macht ihren Gatten zum ehrlosen Verräter. Nach diesen Tagen wird unsere Welt eine andere sein. Unser Schicksal scheint durch Kriemhilds Hass tragisch zu enden.
Hagen. Tragisch unser Schicksal? Nein, wir gehen nach Walhalla und unser Kampf wird noch in tausend Jahren besungen werden. Ich ahnte, was auf uns zukommen wird, aber es gab keinen anderen Weg. Odin will offenbar, die Letzten der Seinen zu sich rufen. Ich habe schon lange das Knacken meiner eigenen Knochen gehört und das Rumpeln in den Gedärmen. Meine Angst wuchs, wie ein alter Greis im Bett zu verenden. Nein, dieser Kampf ist ganz nach meinem Geschmack. Nur einer ist tragisch zu nennen – unser Freund Rüdeger, er war der Einzige, der keine Wahl hatte, der zum Verräter werden musste, obwohl ihm Verrat wesensfremd war. Ich habe damals am Wasgenstein eine ähnliche Entscheidung treffen müssen. Ich entschied mich – wie Rüdiger – für meinen König. Heute würde ich mich vielleicht für den Freund entscheiden, dem ich mein Leben verdankte.
Volker. Darf man seinem Herrscher den Gehorsam verweigern, die Vasallentreue brechen?
Hagen. Was anders tatest du vor wenigen Stunden, als du dich meinem Friedensschwur angeschlossen hast? Königreiche können zerschlagen werden, Götter können wie wir täglich zu spüren bekommen, durch andere ersetzt werden, nur die Treue zu unseren Freunden ist ohne Zeit und Verwesung. Wenn dein König dein Freund ist, umso besser. Dann steh zu ihm. Wenn er sich aber deiner nur bedient, bleib nur dir selbst treu.
Volker. Glaubst du nicht, wir können einen Weg finden, dem Untergang noch einmal zu entkommen? Hättest du nicht lieber den Königssohn als Geisel nehmen sollen?
Hagen. Noch hat niemand überlebt, der mich geohrfeigt hat. Aber dies ist nicht der Punkt. Seit wann nehmen wir Burgunden Kinder als Geisel? Wir begeben uns doch nicht auf das Niveau der Hunnen. Außerdem bedenkt: Aus kleinen Drachen werden große, gefährliche Drachen. Die ältesten Söhne Etzels sind schon vor Jahren gefallen. Hättest du den verrückten Sohn dieser Teufelin eines Tages auf dem Hunnenthron sehen wollen? Und wenn es der Untergang war, dann ein selbstbestimmter! Tausende Hunnen haben den Palast umstellt, aber ich glaube, sie sind feige geworden. Wir können sie vielleicht verjagen. Schlimmer ist es, dass die besten abendländischen Recken für Etzel streiten. Die Bechlaren sind tot, aber die Dänen, Thüringer und die Amelungen warten sicher schon auf Etzels Befehl zum Angriff. Anstatt mit uns zusammen gegen die Barbaren zu kämpfen. Bloß gut, das nicht auch noch die Sachsen hier sind! Diesmal sieht es wirklich so aus, als ob wir unseren letzten Kampf kämpfen würden. Aber das habe ich schon oft gedacht. Und sollte der Untergang unvermeidlich sein, sollten wir ihn wenigstens zelebrieren!
Volker schlägt seine Laute an, spielt eine fröhliche Melodie. Legt dann das Instrument zur Seite.
Volker. Du hast den Kaplan ins Wasser geworfen. Er konnte sich zum Ufer retten. Ich frage mich, was wäre geschehen, wenn du ihn geköpft hättest? Dann wäre die Weissagung doch falsch gewesen.
Hagen. Ich wäre aber auch ein Mörder gewesen, einer bloßen Vermutung wegen. Vielleicht hätte ich der Prophezeiung nicht so viel Gewicht beimessen sollen. Unser gesamtes Handeln hat sich von ihr leiten lassen.
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Seiten: 88
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1. Ausgabe November 2013